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„Ohne das Publikum würde ich nicht das machen, was ich mache“

„Ohne das Publikum würde ich nicht das machen, was ich mache“

08.07.2021

Mit dem Projekt WasmitWirtschaft möchte Maximilian Nowroth jungen Menschen Wirtschaftsthemen näherbringen. Im Interview erzählt er, wo er sein Publikum findet und wie die Corona-Pandemie ihm persönlich geholfen hat.
von Tim van Olphen
 
Bevor der gebürtige Düsseldorfer 2019 seine eigene Medienmarke WasmitWirtschaft ins Leben rief, war er unter anderem für das Handelsblatt und die WirtschaftsWoche tätig. Der 33-Jährige, der sich selbst als Wirtschaftsjournalist, Moderator und YouTuber bezeichnet, möchte mittels Videos und Podcasts einer jungen Zielgruppe die Welt der Wirtschaft zeigen – auf ganz persönliche und unterhaltsame Art.
 
Im Zuge des Projekts „Journalismus und sein Publikum: Die Re-Figuration einer Beziehung und ihre Folgen für journalistische Aussagenentstehung“, mit dem Prof. Dr. Wiebke Loosen und Julius Reimer herausfinden wollen, wie Journalist*innen mit der wachsenden Komplexität ihres Publikums umgehen, haben wir mit Maximilian Nowroth gesprochen. Das Interview führten Julius Reimer und Miriam Wollenweber. Ich bin als studentischer Mitarbeiter ebenfalls am Projekt beteiligt und habe einige der interessantesten Aussagen für den Blog zusammengetragen:
Erzähl doch zu Beginn kurz von deiner Arbeit: Sprichst du als Wirtschaftsjournalist in deinen Videos hauptsächlich über Wirtschaftsthemen?
Jein, auf meinem YouTube-Kanal sind die Themen extrem breit gefächert: Ich mache was zu Wahlprogrammen, zu Corona, zur Impfstoffentwicklung oder auch zur Kritik an Bill Gates. Corona war 2020 ja eh das Thema – und wird es vermutlich leider auch in diesem Jahr bleiben. Aber ich versuche immer, durch die „wirtschaftliche Brille“ auf diese Themen zu gucken. Die ökonomischen Aspekte interessieren mich besonders, weil ich finde, dass sie sich sehr gut mit dem Nutzwert für das Publikum verbinden lassen, also mit etwas, das die Zuschauer*innen selbst anwenden können. Ich versuche, komplexe wirtschaftliche Themen anschaulich zu erklären – und zwar so, dass die Leute, die mir zuschauen, für ihren eigenen Alltag etwas mitnehmen können und dadurch vielleicht auch bessere Entscheidungen treffen.
Und wie wählst du diese Themen aus? Spielt das Interesse des Publikums dabei eine wichtige Rolle?
Ich informiere mich primär über Newsletter großer Medien, halte die Google Trends im Blick, habe zig YouTube-Kanäle abonniert und höre regelmäßig bestimmte Podcasts. Auch auf sozialen Medien schaue ich mir immer mal wieder an, was dort besprochen wird. So versuche ich, mir einen Überblick zu verschaffen über das, worüber die Gesellschaft redet. Ich selbst fühle mich dabei wie ein Angler: Ich suche immer nach dem Fisch, den ich heranziehen kann, um mir das Ganze dann genauer anzuschauen. Meistens landet etwas in meinem persönlichen Anglernetz, bei dem ich mir denke, dass es sich näher zu betrachten lohnt – und dann gehe ich da tiefer rein. Am Ende ist es mir bei der Themenauswahl aber wichtig, dass die Zuschauer*innen einen Mehrwert daraus ziehen können.
Generell wirken Wirtschaftsthemen in Teilen oft sehr komplex und langatmig. Ich kann mir vorstellen, dass sich nicht alle Zuschauer*innen daran erfreuen. Wie findest du dein Publikum und wie hältst du es bei Laune?
Abgesehen von gut strukturierter und substanzieller Information ist mir Entertainment extrem wichtig. Ich produziere meine Videos so, dass sie unterhaltsam sind. Ich will vermeiden, dass die Zuschauer*innen das Thema Wirtschaft irgendwie langweilig oder kompliziert finden, sondern ab und zu sogar mal lachen können. Viele Leute wollen unterhalten werden, sie wollen, dass jemand seriös, aber auch nett, sympathisch und vielleicht ein bisschen lässig ist.
 
Gerade für so jemanden wie mich, der noch relativ klein ist von der Reichweite und keine große Medienmarke im Rücken hat, ist es wichtig, die Videos dahin zu bringen, wo die Menschen sind. Die werden leider nicht von sich aus zu mir kommen. Dafür müssen die Videos erst einmal gut produziert sein, sie müssen einfach gut aussehen. Dann geht es an die Verteilung: Über Google kommt häufig viel Traffic rein, aber auch LinkedIn ist für mich ein sehr interessanter Kanal. Da sind Leute, die Lust haben auf Wirtschaftsthemen und beispielsweise auch mit dem Thema Börse etwas anfangen können. Und in Facebook-Gruppen bin ich auch unterwegs. Das sollte man nicht unterschätzen, da ist immer noch viel los, und vor allem treffe ich dort auf Expert*innen, die mir teilweise echt gutes Feedback geben können.
Apropos Feedback: Wie stehst du denn zu den Rückmeldungen deines Publikums?
Mich interessiert total, wie die Zuschauer*innen meine Videos finden – vor allem, wenn sie vielleicht eigene Erfahrungen haben und sich schon länger mit einem Thema befassen. Ich halte es da auch mit meinem Journalisten-Ausbilder, der gesagt hat: „Kritik ist Liebe“. Denn Feedback bedeutet ja erst einmal, dass sich jemand hingesetzt und Zeit investiert hat. Wenn es dann eine negative, aber konstruktive Kritik ist, kann ich damit total gut leben. Ich habe aber auch das Gefühl, dass die Menschen meine Arbeit respektieren: dass sich da so ein Typ informiert hat und nun in seinem Wohnzimmer vor der Kamera sitzt und alles anschaulich erklärt. Das finden die meisten erst einmal cool. Am Ende kann man mich immer noch kritisieren, aber erst einmal ist da auf jeden Fall eine positive Grundhaltung.
 
Ich finde es auch extrem wichtig für moderne Journalist*innen, sich Feedback und Kritik nicht nur durchzulesen, sondern auch darauf zu antworten, um den Zuschauer*innen zu zeigen, dass sie ernst genommen werden. Mein Ziel ist es ja, nicht nur zu senden, sondern eine Debatte zu starten, damit die Leute sich besser eine Meinung bilden können.
Wie würdest du dein Publikum beschreiben, wer schaut dir zu?
Das ist sehr interessant: Ich bin ja immer der gleiche Typ und ich habe immer die gleichen Inhalte, aber je nach Kanal ist das Publikum unterschiedlich. Zum Beispiel auf Instagram, da kann ich mir bei meinen 3.000 Follower*innen genau anschauen, wie die Geschlechter- und die Altersverteilung ist. Die meisten sind dort zwischen 20 und 35 Jahre alt, mehr als die Hälfte ist zudem weiblich. Ich kann mir mein Publikum auf Instagram daher auch eher vorstellen. Auf YouTube hingegen sind die Leute vom Alter her breit gestreut. Der Kern liegt hier bei 24 bis 45 Jahren. Es gibt aber auch Videos, die sich die 50- bis 60-Jährigen anschauen. Das ist wie bei der Sendung mit der Maus: Ich versuche eigentlich, jung zu sein, es schauen aber auch Ältere zu. 
Produzierst du dann unterschiedlich für die jeweiligen Kanäle?
Ob mir jetzt eine jüngere Frau oder ein älterer Mann zuschaut, ist mir erst einmal egal. Ich denke bei den Kanälen weniger an das unterschiedliche Publikum als vielmehr an die unterschiedliche Nutzungssituation. Instagram ist für mich eher so ein Zapping- und Inspirations-Medium, bei dem beim Scrollen durch den Feed oder beim Wischen durch die Stories mal ein interessantes Thema aufploppt. Die Leute kommen also zufällig auf meinen Kanal, die muss ich dann auch schnell für das Thema begeistern. Die Aufmerksamkeitsspanne ist viel kürzer: Da kann ich jetzt nicht mit einem zehnminütigen Video um die Ecke kommen. Bei YouTube hingegen ist die Nutzungssituation meiner Erfahrung nach eher so, dass die Menschen gezielt nach einem Thema suchen und auch bereit sind, längere Beiträge zu schauen. Auch die Optik ist bei Instagram noch etwas wichtiger: Wenn du kein gutes Vorschaubild hast, nehmen die Leute deinen Post gar nicht ernst und der Algorithmus packt dich erst gar nicht in den Feed. Darauf achte ich schon. 
Wie wichtig sind dir deine Zuschauer*innen momentan?
Der Stellenwert meines Publikums ist nicht hoch genug einzuschätzen. Ohne das Publikum würde ich nicht das machen, was ich mache. Ich wäre kein Journalist, wenn ich nicht Lust hätte, dass Menschen das, was ich publiziere, dann auch konsumieren und idealerweise auch mit Freunden und Bekannten darüber sprechen. Das ist eigentlich der Kerngrund und auch das, woran ich immer wieder denke, wenn es um die Frage geht, welches Thema ich wie erkläre. Ich glaube, das ist eine Chance, die ich als kleiner YouTuber habe. Ich weiß schon relativ genau, für wen ich produziere, und das merken die Zuschauer*innen auch. Deswegen beantworte ich auch fast jeden Kommentar und versuche, mir so eine Community aufzubauen.
Die Corona-Pandemie hat den Alltag vieler Menschen und auch von Medienschaffenden verändert. Was nimmst du aus bisher eineinhalb Jahren Pandemie mit?
Corona hat meine Arbeit um 180 Grad gedreht. Aber ich würde das für mich nicht als Einschnitt bezeichnen, sondern eher als Chance. Mitte März letzten Jahres, zu Beginn des Lockdowns, wusste ich: Jetzt sind alle zu Hause, alle haben Zeit – da wollte ich versuchen, etwas aufzubauen. Das Thema Corona oder auch das Thema Börse wären ohne die Pandemie auch nie so groß geworden. Nicht falsch verstehen: Das heißt nicht, dass ich Corona in irgendeiner Form gut finde! Ich will nur sagen: Ich glaube, dass sich die Menschen mit der Zeit auch mehr meinen Themen widmen konnten und auch offener gegenüber manchen Aspekten waren. Das hat mir persönlich und im Hinblick auf meine Kanäle geholfen.
 
(Coverbild: Linda Meiers)
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Unsere Blogreihe „Journalismus und sein Publikum“ präsentiert Gespräche mit Medienschaffenden über die Beziehung zu ihren Leser*innen, Hörer*innen und Zuschauer*innen. Die Interviews entstanden im Rahmen unseres Forschungsprojektes Journalismus und sein Publikum: Die Re-Figuration einer Beziehung und ihre Folgen für journalistische Aussagenentstehung
 
 

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