Online-Nachrichten werden noch relativ selten genutzt, häufig verlassen sich die Menschen bei politischen Informationen hingegen auf Freunde und Familie.
Michael Reiss Dissertation verwendet eine verbesserte Methode zur Messung des Online-Nachrichtenkonsums und plädiert dafür, verschiedene Informationsquellen – auch über traditionelle Nachrichten hinaus – umfassend zu untersuchen, um deren Einfluss auf demokratische Gesellschaften besser bewerten zu können.
Die Dissertation widmet sich modernem Nachrichtenkonsum und bietet in vier Studien empirische, methodische und konzeptionelle Perspektiven auf diese Thematik. Ein zentrales Ergebnis ist, dass der durchschnittliche Online-Nachrichtenkonsum gering ist und die Menschen sich bei politischen Informationen häufig auf Freunde und Familie verlassen. Darüber hinaus wird eine verbesserte Methode zur Messung von Online-Nachrichtenkonsum vorgestellt und die oft enge Konzeptualisierung von Nachrichten kritisiert, da diese wichtige Informationsquellen häufig ausschließt. Es wird daher angeregt, dass sich zukünftige Forschung an normativen Erwartungen, wie beispielsweise der Förderung einer informierten Bürgerinnenschaft orientieren sollte. Dies erlaubt es, die Nutzung verschiedener Informationsquellen – auch über traditionelle Nachrichten hinaus – umfassend zu untersuchen und deren Einfluss auf demokratische Gesellschaften besser bewerten zu können.
Nachrichtenkonsum gilt als elementar für das Funktionieren von Demokratien, weshalb diese Dissertation zeitgenössischen Nachrichtenkonsum systematisch untersucht und einen kritischen Überblick über aktuelle Forschung zu dieser Thematik darlegt.
Zu den methodischen Erkenntnissen gehört die Einführung und Diskussion eines verfeinerten Ansatzes zur Identifizierung von Online-Nachrichten. Für digitale Spurendaten ermöglicht dies eine realistischere Bemessung des Online-Nachrichtenkonsums.
Auf der konzeptuellen Seite veranschaulichen die Studien, dass unterschiedliche Konzeptualisierungen Messungen über das Ausmaß von Konsum und Vermeidung von Online-Nachrichten beeinflussen können. Darüber hinaus wird die produktionsorientierte Perspektive auf Nachrichten in der Forschung kritisiert, da sie relevante Informations- und Nachrichtenquellen wie beispielsweise zwischenmenschliche Kommunikation systematisch nicht berücksichtigt.
In der Synopse werden die Studienergebnisse hinterfragt und eine zusätzliche theoretische Perspektive auf den Nachrichtenkonsum vorgestellt. Dazu gehört auch die Feststellung, dass einige Forschungsarbeiten auf einer zu weit gefassten und unspezifischen normativen Einbettung von Nachrichten beruhen, was zu einem engen analytischen Rahmen und deduktiven Ungenauigkeiten führen kann.
Auf der Grundlage dieser Diskussionen wird deshalb eine normative Wende vorgeschlagen, um den Einfluss von Nachrichten und anderen Informationen in modernen demokratischen Gesellschaften produktiv zu erforschen. Es wird insbesondere dafür plädiert, normative Erwartungen in den Mittelpunkt des Forschungsprozesses zu stellen und über enge Konzeptualisierungen von Nachrichten hinauszugehen, da diese einer umfassenden und ganzheitlichen Untersuchung im Wege stehen können.
Die Kombination verschiedener Forschungsdesigns in dieser Dissertation ermöglicht vielfältige Einblicke und erlaubt es den einzelnen Studien, die Einschränkungen der jeweils anderen Studien teilweise zu kompensieren. Abschließend werden diese Einschränkungen diskutiert und Wege für zukünftige Forschung skizziert.
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