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Studie zur Relevanz von Online-Intermediären für die Meinungsbildung veröffentlicht

Studie zur Relevanz von Online-Intermediären für die Meinungsbildung veröffentlicht

Auch wenn die Nutzung von Intermediären weit verbreitet ist, sind Online-Intermediäre in der Regel nicht zentrale Quellen des Informationsrepertoires zu gesellschaftlich relevanten Ereignissen. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Hans-Bredow-Institut (Dr. Jan-Hinrik Schmidt / Lisa Merten / Prof. Dr. Uwe Hasebrink) durchgeführte Studie, die im Auftrag der Medienanstalten entstand. Nachdem erste Ergebnisse der qualitativen Studie bereits in einer Veranstaltung der Medienanstalten „Intermediäre und Meinungsbildung“ im November 2016 vorgestellt wurden, ist nun auch der wissenschaftliche Endbericht online verfügbar.

Die Studie basiert auf Gruppen- und Einzelinterviews mit insgesamt 27 Befragten und verfolgte einen innovativen repertoire-orientierten Ansatz, gestützt auf visualisierte Medienrepertoirekarten der einzelnen Befragten (siehe Abbildung).

Auch wenn Intermediäre Informations- und Kommunikationspraktiken mittlerweile in vielfältiger Weise durchdringen und somit aus den Prozessen der Meinungsbildung nicht mehr wegzudenken sind, entkräften die Ergebnisse die Befürchtungen der einseitigen Meinungsbildung durch algorithmisch generierte Filterblasen. Intermediäre sind nur ein Baustein im Prozess der Meinungsbildung und greifen an verschiedenen Stufen dieses Prozesses unterschiedlich stark ein: Alle Intermediäre sind bei ihren Nutzerinnen und Nutzern Teil der Wissens- und Informationssuche, wenngleich sie sich unterschiedlich gut für unterschiedliche Informationsbedürfnisse eignen. Insbesondere Facebook und YouTube, in Teilen auch Instant-Messaging-Plattformen unterstützen – gerade auch im Zusammenspiel mit journalistisch-publizistischen Angeboten – die Wahrnehmung von gesellschaftlich geteilten Problemlagen, Deutungen und Meinungsverteilungen, indem sie Anschlusskommunikation von Teilen des Publikums sichtbar machen. Für die Formierung eigener Einstellungen und Meinungen sowie daraus resultierender Handlungsabsichten sind allerdings die Face-to-Face-Kommunikation mit dem eigenen sozialen Umfeld sowie die Berichterstattung publizistischer Medien, denen Vertrauen entgegengebracht wird, nach wie vor bedeutsam.

Mehr zu diesem Projekt

Suchmaschinen, Netzwerk- und Multimediaplattformen sowie Instant-Messaging-Dienste sind wesentliche Elemente des Kommunikations- und Informationsverhaltens online. Sie fungieren als Intermediäre, weil sie ihren Nutzern Inhalte aus zahlreichen unterschiedlichen Quellen erschließen, mit Hilfe von Algorithmen filtern und zu personalisierten Informationsangeboten bündeln. Online-Intermediäre tragen damit wesentlich zum gegenwärtig beobachtbaren Wandel von Öffentlichkeit bei.

Vor dem Hintergrund anhaltender öffentlicher Debatten über den Einfluss von Intermediären auf die Meinungsbildung wurde in der Studie mit qualitativen Verfahren untersucht, welchen Stellenwert diese Dienste im Informationsverhalten ihrer Nutzerinnen und Nutzer haben. Dazu wurden sechs Realgruppen rekrutiert, die unterschiedliche Altersstufen und politisches Engagement abdecken. Die Gruppendiskussionen und jeweils drei vertiefende Einzelinterviews mit Gruppenmitgliedern bildeten das empirische Datenmaterial, um drei Leitfragen zu beantworten.


Leitfrage 1: „Welche Relevanz haben Online-Intermediäre bei verschiedenen Nutzergruppen für die Information über gesellschaftlich relevante Fragen?“

Intermediärsnutzung ist weit verbreitet. Allerdings sind sie in der Regel nicht zentraler Teil des Informationsrepertoires zu gesellschaftlich relevanten Ereignissen. Die Ausnahme sind einzelne Nutzerinnen und Nutzer, deren starkes Nachrichteninteresse zu strategischer Intermediärsnutzung führt. Während Google und YouTube von fast allen Befragten habitualisiert genutzt werden, findet sich bei WhatsApp und insbesondere bei Facebook größere Varianz. Im Medienensemble der untersuchten Gruppen spielen lediglich Instant-Messenger eine tragende Rolle, indem sie den gruppenbezogenen Informationsaustausch und die Kommunikation über Alltagsthemen unterstützen.

 

Leitfrage 2: „Wie sind Online-Intermediäre und die über sie kommunizierten Inhalte in konkrete Praktiken und Netzwerke der Meinungsbildung eingebunden?“

Nutzerinnen und Nutzer befriedigen mit Hilfe der Intermediäre unterschiedliche Informationsbedürfnisse, teils durch gezielte Suche nach Informationen (v. a. bei Suchmaschinen, mit Abstrichen auch bei YouTube), teils durch die Konfrontation mit Informationen und Meinungen, die ungeplant (z. B. im Newsfeed von Facebook) bzw. durch andere angestoßen (z. B. durch WhatsApp-Nachrichten) erfolgt. Der Austausch mit (bekannten) Anderen über gesellschaftlich relevante Themen erfolgt am ehesten noch über die Messaging-Dienste sowie vereinzelt auf persönlichen Facebook-Profilen. Zur Meinungsbildung im engeren Sinne, also die Formierung eigener Einstellungen und Meinungen, halten die Befragten die Intermediäre für weniger wichtig als traditionelle journalistische Quellen und Face-to-Face-Austausch.

 

Leitfrage 3: „Welches Wissen über die technisch bedingten Selektionsleistungen von Online-Intermediären ist in verschiedenen Bevölkerungsgruppen vorhanden, und inwiefern geht solches (Nicht-)Wissen mit bestimmten Graden von reflektierter Nutzung der Online-Intermediäre einher?“

Die Befragten artikulierten zumindest für einzelne Intermediäre ein (Grund-)Wissen über die Funktionsweise, die Besitzverhältnisse bzw. Verflechtungen und Geschäftsmodelle sowie die Mechanismen von Selektion und Qualitätssicherung der vorfindbaren Inhalte. Oft ist die Wahrnehmung von personalisierter Werbung Anlass oder Gegenstand von Reflektion über die Funktionsweise von Intermediären. Die Befragten ziehen allerdings unterschiedliche Konsequenzen, etwa die bewusste Entscheidung gegen die Nutzung von Intermediären an sich, die Suche nach alternativen Diensten mit äquivalenten Funktionen bzw. Inhalten, aber höheren Datenschutz- oder Sicherheitsstandards, oder eine an die Bedenken angepasste Nutzung. 

 

Resümee zur Studie
Meinungsbildungsprozesse sind ohne Intermediäre nicht mehr denkbar, weil diese Informations- und Kommunikationspraktiken mittlerweile in vielfältiger Weise durchdringen. Zugleich sind Intermediäre aber nur ein Baustein im Prozess der Meinungsbildung und greifen an verschiedenen Stufen dieses Prozesses unterschiedlich stark ein: Alle Intermediäre sind bei ihren Nutzerinnen und Nutzern Teil der Wissens- und Informationssuche, wenngleich sie sich unterschiedlich gut für unterschiedliche Informationsbedürfnisse eignen. Insbesondere Facebook und YouTube, in Teilen auch Instant-Messaging-Plattformen unterstützen – gerade auch im Zusammenspiel mit journalistisch-publizistischen Angeboten – die Wahrnehmung von gesellschaftlich geteilten Problemlagen, Deutungen und Meinungsverteilungen, indem sie Anschlusskommunikation von Teilen des Publikums sichtbar machen. Für die Formierung eigener Einstellungen und Meinungen sowie daraus resultierender Handlungsabsichten sind allerdings die Face-to-Face-Kommunikation mit dem eigenen sozialen Umfeld sowie die Berichterstattung publizistischer Medien, denen Vertrauen entgegengebracht wird, nach wie vor bedeutsam.

Die Rolle konkreter Angebote lässt sich wie folgt zusammenfassen: Bei Google treffen die Omnipräsenz und Überlegenheit des Angebots, vor allem für gezielte Informationssuche zur Befriedigung thematischer Interessens- und konkreter Problemlösungsbedürfnisse, auf eher geringe Kompetenz im Umgang mit den Möglichkeiten, die die Suchmaschine bietet. Auf Facebook ist der Kontakt zu nachrichtlichen Inhalten in der Regel nicht Zweck der Nutzung, außer gesellschaftlich relevante Themen sind im eigenen Kontaktnetzwerk aktiviert. Eine Ausnahme sind allerdings die „strategischen“ informationsorientierten Nutzerinnen und Nutzer, die algorithmische Selektionseffekte auch reflektieren und in ihre Nutzung einbeziehen. Die Videoplattform YouTube wird zwar nicht vorrangig für meinungsbildende Inhalte genutzt, erschließt als Universalplattform aber solche Inhalte auch und ermöglicht die habitualisierte Nutzung (z. B. von News-YouTubern), die gezielte themenbezogene Suche oder auch das „Sich-Treiben-Lassen“ durch algorithmische Empfehlungen. WhatsApp hat eine große Bedeutung für den interpersonalen Austausch, dessen Potenzial für die gruppenbezogene Meinungsbildung – die weniger öffentlich als bei YouTube und Facebook stattfindet – gerade erst entdeckt wird, sich aber schon an Einzelbeispielen zeigt.

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