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BredowCast 75: Praktiken der Aneignung von Vergangenheiten

BredowCast 75: Praktiken der Aneignung von Vergangenheiten

Barbara Christophe und Hans-Ulrich Wagner beschäftigen sich im Leibniz-Forschungsverbund „Wert der Vergangenheit“ damit, wie Menschen Bezüge zur Vergangenheit herstellen. Sie beobachten dazu den Geschichtsunterricht in der Schule, aber auch Memes und Social-Media-Projekte.

„Praktiken der Aneignung von Vergangenheiten“ – hinter dieser sperrigen Formulierung steckt ein durchdachtes Konzept. Der Begriff der Aneignung lasse sich besonders gut in Bezug auf die Auseinandersetzung mit Vergangenheit anwenden, sagt Dr. habil. Barbara Christophe vom Leibniz-Institut für Bildungsmedien. „Er impliziert eine Begegnung zwischen dem Eigenen und dem Fremden. Man nimmt etwas zunächst Fremdes und passt es der eigenen Lebenswirklichkeit an. Dadurch verändert man nicht nur das Fremde, sondern natürlich auch sich selbst.“

Genau dies geschehe nämlich bei der Bezugnahme auf Vergangenheit. Ähnlich einer Reise in ein fremdes Land muss der- oder diejenige, der/die sich mit Vergangenheit auseinandersetzt, die jeweiligen Werthorizonte der Menschen – hier: in der Vergangenheit – verstehen. Der Blick auf die Vergangenheit richtet sich jedoch immer von einem konkreten Standpunkt in der Gegenwart aus. Ein spezieller Fokus entsteht.

„Darum ist der Begriff ‚Aneignung‘ so spannend“, sagt Barbara Christophe. „Man kann fragen: Welche Aspekte der Vergangenheit eignet sich jemand an und warum? Worauf werden bei der Auseinandersetzung mit Vergangenheit die Akzente gelegt?“

Diesen Fragen ist Christophe in einer Feldstudie im Geschichtsunterricht verschiedener Berliner Schulklassen nachgegangen und konnte dort beobachten, dass die unterschiedlichen Standpunkte, von denen aus die Schüler*innen auf beispielsweise den Kalten Krieg blicken, von den Lehrkräften nicht immer mitgedacht wird. „Was für eine Geschichtslehrerin selbstverständlich ist, muss für einen fünfzehnjährigen Schüler noch lange nicht selbstverständlich sein.“

Aneignung von Vergangenheiten in Online-Kommunikation

„Vergangenheit hat Konjunktur und wir beobachten regelmäßig, wie Menschen sich auf sie beziehen“, sagt Dr. Hans-Ulrich Wagner. Als Beispiel nennt er etwa den Umgang in Sozialen Medien mit „Jana aus Kassel“, einer jungen Frau, die sich auf einer Demonstration gegen Corona-Maßnahmen mit der Widerstandskämpferin Sophie Scholl verglich. Dieser historische Vergleich wurde im Internet spielerisch aufgegriffen. Innerhalb kürzester Zeit kursierten eine Vielzahl an Memes die „Jana aus Kassel“ und ihre eigenwillige Bezugnahme auf eine historische Person ironisch konterkarierten.

Eine spezielle Form der „Aneignung“ sieht Hans-Ulrich Wagner im vieldiskutierten, öffentlich-rechtlichen Instagram-Projekt „Ich bin Sophie Scholl“. „Hier sehen wir das Element der Immersion“. Die historische Person Sophie Scholl wird mit moderner Technologie ausgestattet und begleitet, ähnlich heutigen Influencer*innen, ihren Alltag in der Nazi-Zeit.

 

Links

 Blog-Serie zum Instagram-Projekt „Ich bin Sophie Scholl“

Open Access book von Barbara Christophe, Peter Gautschi und Robert Thorp zum Kalten Krieg in der Schule

Blog zu Jana aus Kassel

Dr. habil. Barbara Christophe

Dr. Hans-Ulrich Wagner

Johanna Sebauer

 Leibniz-Institut für Bildungsbedien  | Georg-Eckert-Institut (GEI)

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