Lisa Merten hat gemeinsam mit einem internationalen Autor*innenteam den Artikel "News Won’t Find Me? Exploring Inequalities in Social Media News Use With Tracking Data" open access im International Journal Of Communication veröffentlicht. Die Autor*innen analysieren hierin mittels Kombination von Tracking- und Umfragedaten, wie politisches Interesse, Einkommen und Bildung die Nachrichtenexposition und den Nachrichtenkonsum in sozialen Medien beeinflussen.
Artikel als pdf (open access)
Abstract
The rise of news content on social media has been accompanied by a hope that people with lower socioeconomic status and less interest in political affairs would be “accidentally” exposed to news. By combining tracking and survey data from a Dutch online panel (N = 413), we analyze how political interest, income, and education influence social media news exposure and consumption. Higher levels of political interest are associated with higher amounts of news exposure on Facebook and more news items consumed via social media. Users engage less often in news-related follow-up behavior after consuming news items via social media than after consuming news items referred via news websites. If social media news use seems to occur particularly for those who are already interested in current affairs and makes follow-up consumption less likely, the specificities of the social media ecosystems might accelerate rather than level inequalities in news use.
Merten, L., Metoui, N., Makhortykh, M., Trilling, D., & Moeller, J. (2022): News Won’t Find Me? Exploring Inequalities in Social Media News Use With Tracking Data. International Journal of Communication, 16, 21.
Was haben wir gemacht?
Wir haben mit Hilfe eines Browser-Addons das Surfverhalten und die Beschaffenheit ihres Facebook-Newsfeeds von niederländischen Bürger*innen technisch erfasst/gemessen (N = 413) um zu analysieren, wie politisches Interesse, Bildung und Einkommen mit der Nachrichtenexposition (Sehen von Nachrichten) und dem Nachrichtenkonsum (Anklicken von Nachrichten) auf sozialen Medien und Nachrichten-Websites zusammenhängen.
Was kam raus?
Ein höheres politisches Interesse steht in Zusammenhang mit einer höheren Nachrichtenexposition auf Facebook (Newsfeed-Daten) und einem höheren Nachrichtenkonsum über soziale Medien (Webracking-Daten: Facebook, Instagram, Twitter, LinkedIn usw.).
Nach dem Konsum von Nachrichtenartikeln über soziale Medien zeigen die Nutzer*innen seltener ein nachrichtenbezogenes Folgeverhalten – wie z. B. das Lesen, Klicken auf einen anderen Artikel oder die Suche nach Nachrichten – als nach dem Konsum von Nachrichtenartikeln, die sie über den klassischen Weg, über Nachrichtenwebsites gefunden hatten.
Was bedeutet das?
Wenn in den sozialen Medien vor allem diejenigen Bürger*innen Nachrichten sehen (Exposition) und anklicken (Konsum), die sich bereits für das aktuelle Zeitgeschehen interessieren, und ein Folgekonsum nach dieser Art des Nachrichtenkontaktes weniger wahrscheinlich ist als bei dem Zugang über Nachrichtenwebsites, deutet das darauf hin, dass die Besonderheiten des Ökosystems der sozialen Medien (algorithmische Filterung, soziale Einbindung, Personalisierung) die auch offline und bei den "alten" Online-Nachrichtenquellen bestehenden Ungleichheiten bei der Nutzung von Nachrichten und beim Wissenserwerb eher noch verstärken als ausgleichen.
Was ist zu beachten (Limitationen)
Wir haben mit einem sehr innovativen methodischen Ansatz gearbeitet, der Tracking-, Newsfeed- und Befragungsdaten kombiniert. Allerdings ist unsere Stichprobe klein und zwar vergleichbar, aber nicht repräsentativ für die Zusammensetzung der niederländischen Bevölkerung. Wir hatten keine Messdaten zur mobilen Online- und Appnutzung, nur Desktopgeräte.
Der Artikel ist in enger Zusammenarbeit mit der Universität Amsterdam entstanden.