Wie informieren sich die Menschen in Deutschland im digitalen Zeitalter – und was bleibt tatsächlich bei ihnen hängen? In einem langfristig angelegten Projekt erforscht das HBI die Nachrichtenkompetenz insbesondere der Bevölkerung unter 30 Jahren.
Folgende Ergebnisse wurden am Mittwoch, dem 28.04.2021, auf dem Hamburger Mediendialog präsentiert und anschließend veröffentlicht:
Digitale Medienumgebungen haben die Art und Weise, wie sich die Gesellschaft informiert, erheblich verändert. Doch während sie einerseits immer mehr Möglichkeiten bieten, gesellschaftliche Diskurse zu beleben, ist andererseits eine Verarmung der gesellschaftlichen Kommunikation zu beobachten, etwa Tendenzen, Nachrichteninhalte zu meiden, die Verbreitung von Falschmeldungen oder geringe Zahlbereitschaft für journalistische Angebote.
Weil eine funktionierende Demokratie auf gut informierte Bürger*innen und eine freie individuelle Meinungsbildung angewiesen ist, ist diese Situation problematisch. Aus diesem Grund haben die dpa und die Hamburger Behörde für Kultur und Medien ein Projekt initiiert, das gemeinsam mit Partnern aus Medien, Wissenschaft, öffentlichen Institutionen und Zivilgesellschaft die Nachrichtenkompetenz insbesondere der Bevölkerung unter 30 Jahren erforschen und fördern will.
Ziele sind dabei,
- fundiertes Wissen über die Nachrichtennutzung, die Informiertheit und die nachrichtenbezogene Kompetenz der Bevölkerung zu gewinnen,
- einen breiten, Politik, Medienunternehmen, Bildungsinstitutionen und Zivilgesellschaft umfassenden Dialog über Möglichkeiten der Förderung von Nachrichtenkompetenz und Nachrichteninteresse zu schaffen und
- eine breite Palette an Maßnahmen zur Förderung von Nachrichtenkompetenz zu entwickeln.
Um fundiertes Wissen bereitzustellen, führt das Leibniz-Institut für Medienforschung zunächst eine Studie mit qualitativ und quantitativ ausgerichteten Bestandteilen durch. Im Vordergrund steht dabei das Zusammenspiel zwischen Nachrichteninteresse, Nachrichtennutzung, Informiertheit und Meinungsbildung.
Die Leitfragen der Untersuchung lauten:
- Welchen Unterschied macht es, wo und wie sich Menschen informieren?
- Wie steht es um die Nachrichtenkompetenz in der digitalen Medienumgebung?
Auf Basis der Ergebnisse der Studie "Use the News - Nachrichtenutzung und Nachrichtenkompetenz im digitalen Zeitalter" wollen die Beteiligten dann in einem eigens gegründeten Medienlabor neue Nachrichtenformate entwickeln und testen.
Projektbeschreibung
Aus der Pressemitteilung der dpa vom 27.5.2020
Ziel des Projekts sei es auch, die Bedeutung journalistischer Nachrichten vor allem jüngeren Menschen bewusst zu machen. Deshalb solle das Projekt auch Impulse für die Vermittlung von Informationskompetenz in den Schulen geben.
Nachrichtenkompetenz sei unverzichtbar für eine lebendige Demokratie, sagte Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD). «Mit der Studie erhoffen wir uns wichtige Hinweise, wie wir den hohen Wert des Kulturguts Nachricht auch im digitalen Zeitalter erhalten können.»
Peter Kropsch, Vorsitzender der dpa-Geschäftsführung, sagte: «Gerade in den vergangenen Wochen und Monaten der Corona-Pandemie haben die Nachrichtenmedien bewiesen, wie wichtig ihre Rolle in der Darstellung und Einordnung komplexer Sachverhalte ist.» Umso bedeutender sei es für die Medien, Veränderungen in der Nachrichtennutzung zu erkennen und mit den richtigen Informationsangeboten zu reagieren.
SWR-Intendant Kai Gniffke betonte die Bedeutung von neuen Formaten: «Wenn wir unser junges Publikum auch morgen noch mit Informationen versorgen wollen, werden wir die journalistische Aufbereitung von Nachrichten verändern müssen.» Im Lab könne ein gemischtes Team aus Verlagen und Sendern mit neuen Konzepten experimentieren.
In einem weiteren Schritt wollen die Beteiligten neue digitale Konzepte für die frühe Vermittlung von Nachrichten-Grundwissen in Schulen entwickeln. Nach Einschätzung von BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff hat sich «die Zusammenarbeit von Zeitungsverlagen und Schulen vor Ort bewährt».
Partner des Projekts sind die Hamburger Behörde für Kultur und Medien, der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV), der Südwestrundfunk (SWR), der Norddeutsche Rundfunk (NDR), ARD-aktuell, die Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH), die Zeit-Stiftung, der Spiegel, VRM, NOZ Medien und die Funke Mediengruppe mit dem Hamburger Abendblatt.
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