Der Trend zu Personal Branding im Journalismus ist eine Entwicklung, die mindestens drei zentrale Diskussionslinien der Journalismusforschung berührt. Gemeint sind die Beziehungen zwischen journalistischer Aufgabe und wirtschaftlichen Zielen von Medienakteur(inn)en, zwischen Journalist(inn)en und ihrem Publikum sowie zwischen dem journalistischen Individuum und journalistischen Organisationen bzw. Journalismussystem. Vor diesem Hintergrund richtet das Promotionsvorhaben den Blick zunächst auf die Entwicklungen, die eine Verschiebung von Medien- bzw. Redaktionsmarken hin zu Marken einzelner Journalistinnen und Journalisten begünstigen oder gar erfordern, etwa: - die Disintermediation zwischen Journalist(inn)en und ihren Zielgruppen (Publikum, Auftraggeber, Quellen) durch soziale Netzwerke und Suchmaschinen, die einzelne Journalist(inn)en und ihre Web-Präsenzen zu digitalen Knotenpunkten der Informations- und Aufmerksamkeitsverbreitung macht; - den Trend zu mehr (Akteurs-)Transparenz im (Online-)Journalismus (z. B. Vorstellung der Redaktionsmitglieder inklusive Foto, Werdegang und Liste bisheriger Beiträge), die Journalist(inn)en, ihre Arbeit, Expertise, Spezialisierung usw. ebenfalls „sichtbarer“ macht; - die ebenfalls durch vernetzte digitale Medien beförderte Diversifizierung von Publikumsinteressen und -ansprüchen, die eine Diversifizierung auch des Angebots unterhalb der Ebene ganzer Medientitel sinnvoll macht; - die zunehmend prekären Beschäftigungsverhältnisse im Journalismus, innerhalb derer eine starke Personenmarke ein Wettbewerbsvorteil sein kann. Anschließend werden Journalist(inn)en-Marken sowie die Praktiken ihres Aufbaus und ihrer Führung theoretisch konzipiert, wobei in einem übergreifenden differenzierungstheoretischen Modell wirtschaftswissenschaftliche Marken- mit Journalismus-Theorien verbunden werden. Die theoretisch erarbeiteten möglichen Dimensionen einer journalistischen personal brand werden empirisch „mit Leben gefüllt“ und ausdifferenziert auf Basis einer Analyse des reichen journalistischen Diskurses zu Personal Branding in Blogs, sozialen Netzwerken, medienjournalistischen Publikationen, Ratgebern und Seminaren für Journalist(inn)en usw. Konkret geht es dabei unter anderem um Formen der Spezialisierung oder Generalisierung in Bezug auf Themen, Sachwissen, Verbreitungsmedien, Berichterstattungsmuster, Darstellungsformen, politische Orientierung, Spezial- und Managementkompetenzen, um die Netzwerkbildung mit anderen journalistischen Akteur(inn)en und Organisationen, Quellen und potenziellen Protagonisten der Berichterstattung sowie Publikumsmitgliedern sowie um die Praktiken, mit denen diese Facetten der eigenen Marke bewusst in Szene gesetzt und kommuniziert werden. Betreut wird die Promotion von
Prof. Dr. Klaus Meier (Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt).