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Zwischen Anspruch und Alltagsbewältigung: Medienerziehung durch Eltern. Medienkompetenzförderung in der Familie

Zwischen Anspruch und Alltagsbewältigung: Medienerziehung durch Eltern. Medienkompetenzförderung in der Familie

Medienerziehung ist ein Erziehungsbereich mit wachsender Bedeutung, da Medien den Kinder- und Familienalltag zunehmend durchdringen. Um ihren Kindern den richtigen Umgang mit Fernsehen, Computer, Internet und Computerspielen vermitteln zu können, müssen Eltern selbst Medienkompetenz besitzen und verstehen, wie Kinder sich Medien aneignen. Wie Medienerziehung in Familien mit unterschiedlichem sozialen Hintergrund umgesetzt wird und an welchen Stellen die Vorstellungen der Eltern mit denen der Kinder kollidieren und medienerzieherisches Handeln praktisch unmöglich werden, zeigen die Ergebnisse eine Repräsentativbefragung von 453 Eltern mit Kindern im Alter von 5 bis 12 Jahren sowie 48 qualitativer Familienstudien, die gemeinsam vom Hans-Bredow-Institut und dem JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis durchgeführt wurde.
Auf Basis der qualitativen Daten wurden insgesamt sechs Medienerziehungsmuster identifiziert, die sehr deutlich zeigen, dass die Familien den medialen Herausforderungen in ihrem Erziehungsgalltag auf sehr unterschiedliche Weise begegnen. Einige Eltern lassen ihre Kinder einfach gewähren, andere kontrollieren übermäßig, was die Kinder z.B. im Internet machen, wieder andere beobachten und schreiten ein, sobald Handlungsbedarf besteht, während wiederum andere ihre Kinder bewusst in der Aneignung und Nutzung digitaler Medien unterstützen. Das Medienerziehungsverhalten ist dabei abhängig von verschiedenen Faktoren, z.B. Familienkonstellation und -situation, verfügbare Ressourcen, allgemeine erzieherische Haltung Einstellung gegenüber Medien und Medienkompetenz. Mit Blick auf die unterschiedlichen Elterntypen gibt die Studie Hinweise, wie Eltern in ihrem Medienerziehungsalltag unterstützt werden können.
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Projektbeschreibung

Im Mittelpunkt des Projekts, das gemeinsam vom Hans-Bredow-Institut und dem JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis im Auftrag der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) durchgeführt wurde, stand die Untersuchung von Medienerziehung im Familienalltag. Berücksichtigt wurden folgende Aspekte:
  • die elterlichen Vorstellungen über Medienerziehung
  • die medienerzieherische Praxis innerhalb der Familie
  • mögliche Widerstände, die eine Umsetzung der medienpädagogischen Leitvorstellungen erschweren
  • Informationsbedarfe in Bezug auf das Thema.
Durchgeführt wurden u. a. eine Repräsentativbefragung von 453 Eltern mit Kindern im Alter von 5 bis 12 Jahren sowie 48 qualitative Familienstudien. Kinder kommen heute immer früher mit Medien in Berührung, sei es dass sie die Eltern oder ältere Geschwister bei der Mediennutzung beobachten oder selbst verschiedene Medien ausprobieren. Welchen Stellenwert der Medienumgang für ein Kind hat und welchen Verlauf die Mediennutzung nimmt, ist nicht zuletzt auch ein Ergebnis medienerzieherischen Handelns.

Identifizierte Medienerziehungsmuster

Die Praxis der Medienerziehung wurde in 48 Familien sowohl aus Eltern- als auch aus Kinderperspektive eingehender untersucht. Eltern brauchen Sicherheit in der Medienerziehung, die auf eigener Medienkompetenz sowie auf Orientierung und Information in Hinblick auf die medienbezogenen Bedürfnisse ihrer Kinder beruht. Dies schließt differenziertes Wissen über den Mediengebrauch von Kindern und eine Abschätzung diesbezüglicher Chancen und Risiken ein, aber vor allem auch die Bereitschaft, sich auf die individuelle Perspektive ihrer Kinder einzulassen. Auf der Grundlage der familienbezogenen qualitativen Fallstudien ließen sich anhand der beiden Dimensionen Kindorientierung und medienerzieherisches Aktivitätsniveau unterschiedliche medienerzieherische Handlungsmuster identifizieren. Die Dimension der Kindorientierung ist im Sinne einer grundlegenden erzieherischen Haltung zu verstehen, die die Bedürfnisse des Kindes in den Mittelpunkt stellt und auf den Nachvollzug der kindlichen Perspektive abzielt. In Bezug auf den Medienumgang der Kinder kann Kindorientierung konkretisiert werden als

  • Offenheit gegenüber den medialen Vorlieben der Kinder,
  • ein grundlegendes Verständnis der Eltern dafür, wie ihre Kinder alters- und entwicklungsspezifisch Medien wahrnehmen und wie sie mit bestimmten Inhalten umgehen, z. B. was ihnen Spaß macht, aber auch was sie ängstigt oder überfordert sowie
  • ein Verständnis dafür, welche Bedeutung die Nutzung von Medien und Medieninhalten für die Integration in die Peergroup der Kinder haben kann.
Die zweite Dimension, die für die Zuordnung der Familien zu den Mustern angelegt wurde, ist das Aktivitätsniveau medienerzieherischen Handelns. Dazu gehören die Vielfältigkeit medienerzieherischer Aktivitäten in der Interaktion zwischen Eltern und Kind:
  • gemeinsame Nutzung,
  • Förderung eines aktiven kindlichen Medienumgangs,
  • Kommunikation über Medieninhalte sowie
  • Regeln, Sanktionen oder technische Zugangsbeschränkungen.

Darüber hinaus wurde berücksichtigt, inwieweit eine Auseinandersetzung mit medienerzieherischen Fragen unabhängig von der Interaktion mit dem Kind in der Familie stattfindet. Insgesamt wurden sechs Medienerziehungsmuster identifiziert, die sich folgendermaßen charakterisieren lassen:

  • Laufen lassen: Der Medienumgang der Kinder wird kaum durch die Eltern geregelt oder begleitet. Es findet nur vereinzelt bzw. gar keine gemeinsame Nutzung von Medien statt, eine Auseinandersetzung mit dem Medienumgang der Kinder bleibt aus. Die Kindorientierung in Bezug auf das medienerzieherische Handeln ist als eher niedrig bis sehr niedrig einzustufen und auch das Aktivitätsniveau ist sehr niedrig, da Medienerziehung entweder nicht als eigener Erziehungsbereich wahrgenommen wird oder die Eltern keine Notwendigkeit sehen, in den Medienumgang ihrer Kinder einzugreifen.
  • Beobachten und situativ eingreifen: Die Eltern mischen sich kaum in den Medienumgang ihrer Kinder ein. Sie beobachten diesen allerdings und greifen dann ein, wenn es ihnen angemessen erscheint. Sie handeln dabei intuitiv und fast ausschließlich situationsbezogen. Wenn Regeln aufgestellt werden, dann in Bezug auf die zeitliche Beschränkung des Medienumgangs, um diesen nicht ausufern zu lassen. Insgesamt finden wenig gemeinsame Medienaktivitäten statt. Das Aktivitätsniveau ist als mäßig bis niedrig einzustufen. Eine große Spannbreite zeigt sich bei der Kindorientierung: Bei einem Teil der diesem Handlungsmuster zugeordneten Familien ist sie als niedrig bis mittel einzustufen, bei einer Variante des Musters (Beobachten und gesprächsbereit sein) ist eine hohe Gesprächsbereitschaft der Eltern zu erkennen, die als Indikator für eine höhere Kindorientierung gewertet wurde.
  • Funktionalistisch kontrollieren: Die Eltern greifen in ihrem medienerzieherischen Handeln primär auf Regeln und Verbote zurück, die jedoch nicht mit Überlegungen zu einem angemessenen Medienumgang von Kindern begründet werden, sondern sich vor allem daran orientieren, dass der familiäre Alltag durch den Mediengebrauch der Kinder nicht gestört wird. Dementsprechend finden wenig gemeinsame Medienaktivitäten statt. Die Kindorientierung ist in diesem Handlungsmuster als sehr niedrig bis niedrig einzustufen, die Bedürfnisse der Kinder werden zum überwiegenden Teil schlichtweg ignoriert. Das Aktivitätsniveau ist als mittel bis mittelhoch einzustufen, je nach Regulierungsdichte in den einzelnen Familien.
  • Normgeleitet reglementieren: Die Eltern formulieren hohe, normative Ansprüche an ihr medienerzieherisches Handeln und haben sich strikte Orientierungslinien erarbeitet. Medien und ihr Gebrauch werden reflektiert, auch medienpädagogische Reflexionen fließen ein, aber die Perspektive der eigenen Kinder spielt dabei eine sehr untergeordnete Rolle. Die Kindorientierung ist aus diesem Grund als niedrig bis mittel einzustufen. Das Aktivitätsniveau ist hingegen als mittel bis hoch zu charakterisieren und umfasst neben Gesprächen mit den Kindern eine hohe Regelungs- und Aktivitätsdichte, die jedoch die Bedürfnisse der Kinder größtenteils unberücksichtigt lässt.
  • Rahmen setzen: Die Eltern setzen einen inhaltlichen und/oder zeitlichen Rahmen mit moderater Regulierungsdichte, innerhalb dessen die Kinder Medienerfahrungen sammeln können. Gemeinsame Medienaktivitäten haben durchaus Platz im familiären Alltag. Das Aktivitätsniveau bewegt sich im mittleren bis höheren Bereich. Auch die Kindorientierung ist als relativ hoch einzuordnen; Ausnahmen bilden in Bezug auf die Kindorientierung die Familien, die der Variante Reaktive Rahmensetzung zugeordnet wurden, da hier jeweils ein konkreter Anlass den Ausschlag dafür gab, einen Ausschnitt des Medienumgangs stärker zu reglementieren, wobei die Bedürfnisse der Kinder relativ wenig Beachtung finden.
  • Individuell unterstützen: Das medienerzieherische Handeln der Eltern richtet sich nach dem Alter und dem Entwicklungsstand sowie den individuellen Bedürfnissen der Kinder und ist als sehr kindorientiert einzuschätzen. Dies geht einher mit dem Versuch, vielfältige Aktivitäten zu setzen, um die Kinder z. B. in Form von Regeln, Vereinbarungen, Erklärungen und Gesprächen zum Thema Medien zu begleiten. Durch die bewusste inhaltliche Heranführung der Kinder an die Medien ist das Aktivitätsniveau als sehr hoch einzuordnen.

Besonderer Handlungsbedarf wurde im Hinblick auf folgende Musterbündel festgestellt:

a) Muster Laufen lassen und  Beobachten und situativ eingreifen
Ziel: Wertschätzung gegenüber dem familiären Alltag zeigen, Reflexion über den eigenen Mediengebrauch anregen und Wissen über Medien vermitteln Die Ziele medienpädagogischer Elternarbeit für die Zielgruppe von Eltern, die den Mustern Laufen lassen und Beobachten und situativ eingreifen zugeordnet wurden und die häufig eine niedrige Kindorientierung aufweisen, sind vor allem in einer niedrigschwelligen Sensibilisierung für die Notwendigkeit von Medienerziehung und für eine kindorientierte Perspektive sowie in der Vermittlung von Grundlagenwissen zu sehen.
b) Muster Funktionalistisch kontrollieren und Normgeleitet reglementieren
Ziel: Aufgeschlossenheit gegenüber medienerzieherischen Fragen nutzen und Kinderperspektive auf Medien vermitteln

Zusammenfassung: Ulrike Wagner, Christa Gebel, Claudia Lampert (Hrsg.) (2013): Zwischen Anspruch und Alltagsbewältigung: Medienerziehung in der Familie – Kurzfassung der Ergebnisse. (pdf) 

 

Infos zum Projekt

Überblick

Laufzeit: 2011-2016

Forschungsprogramm:
FP3 - Wissen für die Mediengesellschaft

Beteiligte

Dr. Claudia Lampert

Kooperationspartner

JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis (Dr. Ulrike Wagner, Christa Gebel)

Ansprechpartner

Dr. Claudia Lampert
Senior Researcher Mediensozialisation & Gesundheitskommunikation

Dr. Claudia Lampert

Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI)
Rothenbaumchaussee 36
20148 Hamburg

Tel. +49 (0)40 45 02 17 - 92
Fax +49 (0)40 45 02 17 - 77

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