Zu den wesentlichen Veränderungen des Fernsehens in digitalisierten Medienumgebungen gehört die Möglichkeit für die Zuschauer, über das Fernsehgerät oder auch andere Empfangsgeräte audiovisuelle Inhalte zu beliebigen Zeitpunkten abzurufen, sich also vom linearen Programmfernsehen unabhängig zu machen und Fernsehangebote dann zu nutzen, wenn es den individuellen Interessen und Alltagsbedingungen am besten entspricht. Die Ablösung vom linearen Programmfluss eröffnet den Zuschauern ein breites Spektrum von Möglichkeiten – von der um wenige Minuten zeitversetzten Rezeption einer Sendung bis zur wiederholten Nutzung eines vor längerer Zeit aufgezeichneten Lieblingsfilms. Die Grenzen zwischen verschiedenen Formen der Bildschirmnutzung werden somit fließend, per Fernbedienung können die Zuschauer ohne großen Aufwand aus dem laufenden Programm in Abrufdienste oder aufgezeichnete Programme wechseln.
Daraus ergeben sich die Fragen, aus welchem Anlass und mit welchen Motiven die Zuschauer von linearen zu nicht-linearen Angebotsformen wechseln – und umgekehrt – und wie sich die verschiedenen Nutzungsformen aus der Sicht der Zuschauer unterscheiden. Diese Fragen sind insbesondere für öffentlich-rechtliche Fernsehveranstalter von gravierender Bedeutung, da von den Antworten auch abhängt, welche Arten der Bereithaltung und Darbietung audiovisueller Angebote als „Fernsehen“ und damit als unbestrittener Bestandteil des öffentlich-rechtlichen Programmauftrags oder aber als ergänzende Telemediendienste anzusehen sind. Auch für die Messung des Erfolgs von Sendungen bedarf es begründeter Kriterien, welche Nutzungsakte einer im Fernsehen ausgestrahlten Sendung dieser zugerechnet werden können.
Laufzeit: 2009-2009
Forschungsprogramm:
Weitere Projekte
Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF)
Studentische Mitarbeiter/in: Norman Müller, Hasmik Episkoposian |
Leibniz-Institut für Medienforschung │ Hans-Bredow-Institut (HBI)
Rothenbaumchaussee 36
20148 Hamburg