Das Projekt beschäftigte sich mit den literarischen Sendungen des Reichssenders Hamburg zwischen 1933 und 1939/40. Ziel war es, diese im Kontext des literarischen Feldes von Hamburg bzw. des norddeutschen Sendegebiets umfassend zu analysieren.
Programmgeschichtliche Studien zum Rundfunk im „Dritten Reich“ sind eine Forschungslücke. Das Projekt reagierte darauf und widmete sich mit dem Sendegebiet des Reichssenders Hamburg einer vielfältigen Region. Die Forschungsfragen lauteten mit Bezug auf das Medium Rundfunk: Welche Rolle spielte der Rundfunk im literarischen Feld speziell der Metropole Hamburg? Stellte der Rundfunk ein Medium der Modernisierung dar? Welche Rolle spielte er für die Entwicklung des „Medienarbeiters“ in den 1930er Jahren? Mit Bezug auf das Programmangebot wurde gefragt: Welche regionalen Identitätsangebote bzw. welche Angebote zur Propagierung einer nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ wurden gemacht?
Projektbeschreibung
Grundlage des Projekts war eine Recherche, die im Auftrag der Historischen Kommission der ARD Ende 2007 durchgeführt wurde. Diese programmgeschichtliche Datenerhebung ermittelte sämtliche Sendungen des Reichssenders Hamburg, die zwischen 1933 und 1940 in der Programmzeitschrift „Die Norag“ bzw. „Funk-Wacht“ angekündigt wurden und die in einem weit gefassten Sinn das Bezugssystem Literatur berührten. Demnach wurden zwischen Januar 1933 und Juni 1940 insgesamt knapp 5.000 „literarische Sendungen“ des Reichssenders Hamburg ausgestrahlt.
Mit Unterstützung der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung konnte mit diesem Material weitergearbeitet werden. Im Wintersemester 2010/11 wurde eine öffentliche Ring-Vorlesung zum literarischen Feld in Hamburg zwischen 1933 und 1945 an der Universität Hamburg organisiert. 14 Medien-, Theater-, Literaturwissenschaftler und Historiker widmeten sich unterschiedlichen Akteuren im Bereich des literarischen Lebens und der Literaturvermittlung wie Autoren, Verlage, Rundfunk, Kino und Theater. Auch die offizielle Literaturpolitik und die Hamburger Germanistik wurden untersucht, ebenso die verfolgte jüdische Kultur und die Hamburger Autorinnen und Autoren, die vor dem Terror des Regimes aus dem Land fliehen mussten. Informationen zu den öffentlichen Vorträgen finden Sie hier; ein Vorlesungsflyer steht zum Download (pdf) bereit.
2012 konnte mit einer Druckkosten-Unterstützung der Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur der Band „Das literarische Feld in Hamburg 1933-1945“ erscheinen. Die darin versammelten Studien loten die Handlungen und Handlungsspielräume im gleichgeschalteten Kulturleben der Metropole Hamburg im „Dritten Reich“ aus. Sie bieten Überblicksdarstellungen und Detailstudien zum literarischen Feld in Hamburg, darunter den Projektbericht von Hans-Ulrich Wagner zu den literarischen Programmangeboten im Spannungsfeld einer regionalen „Landschaftsarbeit“ und dem propagandistischen Ziel der „Bildung einer Volksgemeinschaft“ (Inhaltsverzeichnis als pdf-Datei) (Einleitung der Herausgeber als pdf-Datei).