All jenen, die durch Phänomene wie Fake-News oder Hate-Speech unsere Demokratie in Gefahr sehen, gibt
Matthias C. Kettemann in seinem Interview mit dem Magazin der
Friedrich-Ebert-Stiftung Entwarnung: „Es ist empirisch nicht belegt, dass Desinformation und Hassrede eine Gefahr für ‚die Demokratie‘ darstellen.“
Viel gefährlicher sei, seiner Ansicht nach, die Verschiebungen von gesellschaftlichen Referenzrahmen und die Nutzung menschenverachtender Terminologie durch politische Akteurinnen und Akteure.
Ist unsere demokratische Öffentlichkeit überhaupt noch ohne sogenannte Informationsintermediäre wie Facebook oder Twitter denkbar?
Matthias C. Kettemann: Ganz zweifellos stellen Informationsintermediäre wichtige Kommunikationsräume zur Verfügung, in denen Beiträge zur öffentlichen Debatte geleistet werden. Besonders die – zumindest in interessierten Kreisen – wahrnehmbare Präsenz einzelner Politiker_innen auf sozialen Medien ermöglicht eine neue Intensität der Interaktion. Koordinierte politische Aktivität, die dann auch offline Ergebnisse zeitigt – man denke an die #metoound die Fridays for Future-Bewegungen –, wird durch Online-Kommunikation stark befördert. Entscheidend sind allerdings auch die sozialen Praktiken und das wirkliche Mediennutzungsverhalten der Menschen. Der Reuters Institute Digital News Report 2019 für Deutschland hat etwa gezeigt, dass auch internetaffine Bevölkerungsteile überwiegend andere Quellen nutzen, um sich zu informieren. Wie auch bisher ist das Fernsehen für 45 Prozent der erwachsenen Internetnutzer_ innen die Hauptquelle für Nachrichteninformationen. Nur ein verschwindender Anteil informiert sich ausschließlich online.
Das gesamte Interview ist im Magazin der Friedrich-Ebert-Stiftung zu lesen (
pdf).