Gerade weil individuelle Kommunikation heute allgegenwärtig ist – der Austausch von Fotos in jeder Lebenslage, maßgeschneiderte Werbeangebote und individualisierte Internet-Suche – braucht es den Blick auf Kommunikation, die auch Andere oder sogar die ganze Gesellschaft betrifft: Öffentliche Kommunikation. Dies ist seit über 60 Jahren Forschungsgegenstand des Hans-Bredow-Instituts für Medienforschung in Hamburg. Verändern neue Medien – wie früher das Farbfernsehen und heute mobile, internetbasierte Dienste – die öffentliche Kommunikation? Wie wird sie produziert, reguliert, genutzt und welche Wirkung hat sie? Das Hans-Bredow-Institut beantwortet diese Fragen mit dem Wissen aus unterschiedlichen Disziplinen und stellt die Ergebnisse nicht nur der Fachwelt, sondern auch Politik, Regulierern, Wirtschaft und der Zivilgesellschaft zur Verfügung.
Derzeit verfolgt das Institut zwei übergreifende Forschungsprogramme: Das Programm „Wie informiert sich die Gesellschaft?“ fragt danach, wie in einer Gesellschaft, in der Menschen sich aus ganz unterschiedlichen Quellen informieren, eine „Öffentlichkeit“ entstehen kann. Welche Rolle spielen dabei traditionelle Medien und welche neue Intermediäre wie Suchmaschinen oder Social Media Plattformen? Und was bedeutet dies für ihren rechtlichen Schutz, aber auch für ihre Verantwortung und für die Kontrolle von Meinungsmacht?
Das Programm „Regelungsstrukturen und Regelbildung“ reagiert darauf, dass wir in digitalen Kommunikationsräumen im Internet andere normative „Leitplanken“ haben als in der „analogen Welt“. Von Bedeutung ist vor allem der „Code“, die Soft- und Hardware-Architektur, die es nahelegt, ermöglicht oder auch unmöglich macht, dass wir etwa bei Facebook ein Bild hochladen, und somit für die konkrete Nutzung „stärker“ ist als jede rechtliche Regelung. Den Zusammenhang von Code, staatlichem Recht, Vertragsrecht und sozialen Normen besser zu verstehen, ist nicht nur von wissenschaftlichem Gewinn: Es kann auch helfen, Regelungen etwa zum Vergessen im Netz intelligent zu gestalten.
In einigen Bereichen hat das Institut über viele Jahre besondere Kompetenz sowie enge Kooperationsnetzwerke erarbeitet. Zu diesen zählen die Bereiche „Internet und Gesellschaft“ (in enger Kooperation mit dem Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft – HIIG in Berlin), „Aufwachsen in digitalen Medienumgebungen“ (zu Fragen der Mediensozialisation und Medienerziehung sowie zum Jugendmedienschutz), „Gesundheitskommunikation“ (zum Zusammenhang von Medien und Gesundheit) und „Public Service und Public Value“ (zur Zukunft der am Gemeinwohl orientierten Medien).
Einzigartig an der Medienforschung des Hans-Bredow-Instituts ist ihre interdisziplinäre Ausrichtung: Das Institut verbindet die Perspektiven einer empirisch fundierten Sozialwissenschaft mit einer auf Regulierungsprozesse ausgerichteten Rechtswissenschaft.
Die Bearbeitung langfristiger grundlagenwissenschaftlicher Fragestellungen wird mit problemorientierter Expertise für Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft verknüpft. Die Arbeit ist dabei den Maßstäben wissenschaftlicher Exzellenz und dem Grundsatz der Unabhängigkeit der Forschung verpflichtet. Die internationale Vernetzung durch weltweite Kooperationsbeziehungen genießt hohe Priorität.
Das am 30. Mai 1950 durch die Universität Hamburg und den Nordwestdeutschen Rundfunk (Vorläufer von NDR und WDR) gegründete Institut wurde nach Hans Bredow (1879-1959) benannt, dem deutschen Pionier der Rundfunkentwicklung in der Weimarer Republik, der nach einem Tätigkeitsverbot in der Zeit des Nationalsozialismus für seine Verdienste bei der Organisation des Nachkriegsrundfunks das Bundesverdienstkreuz erhielt.
Das Hans-Bredow-Institut ist eine Stiftung ohne Stiftungsvermögen, die ausschließlich gemeinnützige Zwecke verfolgt und keine Gewinne erzielt. Die Finanzierung des Instituts beruht auf Zuwendungen durch die Freie und Hansestadt Hamburg und weiteren Zuwendungsgebern (NDR Media, Medienstiftung Hamburg, Medienanstalten, ZDF) sowie auf Einnahmen aus Drittmittelprojekten.